Göttinger Hain

Göttinger Hain
Gọ̈ttinger Hain,
 
Hainbund, Gọ̈ttinger Dichterbund, Dichterkreis, gegründet am 12. 9. 1772 von J. H. Voss, L. C. H. Hölty, J. M. Miller u. a., die wie die meisten weiteren Mitglieder (H. C. Boie, die Grafen C. und F. L. zu Stolberg-Stolberg, J. A. Leisewitz, K. F. Cramer) an der Universität Göttingen studierten. Dem Göttinger Hain nahe standen G. A. Bürger, M. Claudius (in Wandsbek) und v. a. F. G. Klopstock (in Hamburg) als das verehrte und gefeierte Vorbild, auf dessen Ode »Der Hügel und der Hain« (in »Oden und Elegien«, 1771) sich der Name bezieht. Der Göttinger Hain war eine der seit etwa 1750 aufbrechenden Protestbewegungen gegen die rationalistischen Strömungen der Aufklärung; Freundschaftskult, Begeisterung für sittliche Ideale, schwärmerische Natur- und Vaterlandsliebe zeigen seine Herkunft aus der Empfindsamkeit; die Ablehnung der rationalistischen Dichtungsauffassung allgemeiner und besonders der von romanischen Formmustern geprägten Gesellschaftsdichtung des Rokoko zugunsten erlebter Gefühlsaussage verbinden ihn mit dem Sturm und Drang. - Typisch für den Dichtungsstil des Göttinger Hains ist die subjektivierte, ungekünstelte Aussage, meist in lyrischen Kleinformen, so v. a. die Topoi und Erlebnissubstanz mischenden Oden (Hölty, F. L. zu Stolberg-Stolberg, Voss, Miller), die Lieder oder volksliedhafte Lyrik, oft mit idyllischer Färbung (volkstümlich wurden besonders Miller, Bürger, zum Teil vertont von J. A. P. Schulz und J. F. Reichardt) und, als wichtigste Leistung des Göttinger Hains, die Herausbildung der deutschen Kunstballade aus dem historischen Volkslied (Hölty und besonders Bürger mit »Lenore«, 1774). - Viele der Dichtungen erschienen erstmals in dem von Boie 1770-75 geleiteten Göttinger Musenalmanach (dann geleitet u. a. von Voss, L. Goeckingk, Bürger, erschien bis 1804). Ab 1775 löste sich der Göttinger Hain allmählich auf (Abschluss der Studien der Mitglieder).
 
Ausgabe: Der Göttinger Dichterbund, herausgegeben von A. Sauer, 3 Bände (1885-95, Nachdruck 1966, 2 Bände).
 
 
R. E. Prutz: Der Göttinger Dichterbund (1941, Nachdr. Bern 1970);
 
Der G. H., hg. v. A. Kelletat (Neuausg. 1984).

Universal-Lexikon. 2012.

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